Auf der Suche nach Nektar, Honigtau und Pollen befliegen Bienen die verschiedensten Pflanzen in der Natur. Für welche Nahrungsquelle (Tracht) sie sich dabei letztlich entscheiden, hängt von vielen Faktoren ab und kann vom Imker nur bedingt beeinflusst werden. Der von Blüten oder Nadel- und Laubgehölzen gewonnene Nektar bzw. Honigtau wird von den Sammelbienen in das Bienenvolk zurückgebracht. Dort werden diese Zuckerlösungen in einem komplizierten biochemischen Umwandlungsprozess von jüngeren Stockbienen zu Honig weiterverarbeitet.
Die Tatsache, dass von anderen Insektenarten wie Hummeln, Hornissen oder Wespen keine nennenswerten Honigmengen geerntet werden können, hängt mit der grundverschiedenen Überwinterungsform dieser Insekten zusammen. Bienen überbrücken die kalte Jahreszeit gemeinsam, als gesamtes Volk. Dabei halten sie sich gegenseitig warm, indem sie eine sog. "Wintertraube" bilden und von ihrem Honigvorrat zehren, den das gesamte Volk über den Sommer angelegt hat. Bei anderen Insektenarten hingegen überlebt nur die Königin den Winter und gründet im Frühjahr einen neuen Staat. Hummeln, Wespen oder Hornissen benötigen also keine größeren Vorräte, Bienen hingegen schon.
Je nach Jahreszeit und Herkunft des Nektars weist der produzierte Honig erhebliche Unterschiede in Farbe, Geschmack und Konsistenz auf. Letztlich ist jeder Honig einzigartig, weil keine Ernte der anderen gleicht und allein die zur Verfügung stehende Tracht über die Besonderheiten des Honigs entscheidet. Dennoch lässt sich Honig klassifizieren. Hellere Honigsorten zeichnen sich in der Regel durch ihren besonders milden und aromatischen Geschmack aus, während dunklere Honige geschmacklich meist etwas markanter und würziger sind. Bei hellen Honigen handelt es sich dabei fast immer um Blütenhonige, bei dunkleren Honigen hingegen in der Regel um Wald- oder Blatthonige. Insbesondere in Gegenden, in denen Wald und Wiesen nahe beieinander liegen und den Bienen viele verschiedene Trachtquellen zur Verfügung stehen, bilden sich von Natur aus Blüten- oder Wald-Mischhonige. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in meinen Mischhonigen wider - immer ein Hochgenuss und doch immer wieder einzigartig anders im Geschmack.
Honig ist ein Naturprodukt, das über 180 verschiedene Inhaltsstoffe enthält. Allein die charakteristische Süße des Honigs ist auf mehr als 20 verschiedene Zuckersorten zurückzuführen. Die Kombination von Einfachzuckern (z.B. Glucose oder Fructose) und Mehrfachzuckern (z.B. Turanose, Maltose, Melezitose) macht Honig zu einem optimalen Energielieferanten. Anders als raffinierter Haushaltszucker, der fast ausschließlich aus einer einzigen Zuckersorte besteht und dem Körper nur über einen kurzen Zeitraum Energie bereitstellt, versorgt Honig den Körper sowohl schnell als auch langfristig mit Energie. Dies liegt daran, dass die verschiedenen Zuckersorten des Honigs in unterschiedlicher Weise und zu unterschiedlichen Zeiten vom Körper verarbeitet werden. Honig ist aber weit mehr als ein bloßer Zuckercocktail! Kein anderes Süßungsmittel enthält derart viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe wie Honig: Vitamine, Mineralien, Enzyme, Aminosäuren, Pollen und natürliche Aromastoffe machen Honig seit Jahrhunderten zu einem wahrhaft einzigartigen Genuss-, Heil- und Schönheitsmittel.
Das Festwerden des Honigs, auch als Kandieren bezeichnet, ist ein natürlicher Prozess. Jeder naturbelassene Honig wird aufgrund der enthaltenen Zuckarten irgendwann fest. Wie schnell sich der Kristallisationsprozess vollzieht, hängt mit den Traubenzuckeranteil im Honig zusammen, sprich je mehr Glucose ein Honig enthält, desto schneller kandiert er. Einmal festgewordener Honig lässt sich in einem Wasserbad wieder verflüssigen. Hierzu stellt man das Honigglas in ein Gefäß mit warmem Wasser. Aber Vorsicht: Honig darf niemals über 40 Grad erhitzt werden, da viele Inhaltstoffe des Honigs äußerst wärmeempfindlich sind und ihre gesundheitsfördernde Wirkung ansonsten einbüßen!
Der von den Bienen geerntete Honig kann nach dem Schleudern nicht direkt in Gläser abgefüllt werden, sondern muss vom Imker weiter verarbeitet werden. Um eine cremige Konsistenz zu erreichen, wird der Honig während des Kristalisationsprozesses täglich gerührt. Auf diese Weise kann die Bildung von grobkörnigen Kristallen, die sich negativ auf den Geschmack auswirkt und den Honig sehr hart macht, verhindert werden.
Gay, Jutta und Menkhoff, Inga: Das große Buch der Bienen. Köln 2012.
Von der Ohe, Werner: Honig. Entstehung, Gewinnung, Verwertung. Stuttgart 2014.